Nach einer neuneinhalbst?ndigen Sitzung des FIA-Weltrates in Paris fiel kurz vor 19:00 Uhr die Entscheidung - die gr??te Strafe in der F1-Geschichte: McLaren werden alle Punkte f?r den Konstrukteurspokal in diesem Jahr abgezogen. Zus?tzlich muss der englische Rennstall eine Strafe von rund 60 Millionen Dollar bezahlen. Die Summe berechnet sich aus folgender Formel: 100 Millionen Dollar minus den Betrag, den McLaren aus Bernie Ecclestones TV-Kasse bekommen w?rde, h?tten alle Punkte gez?hlt.
Fahrer behalten die Punkte
Da bekommt man als Weltmeister zwischen 40 und 50 Millionen, als Zweiter zwischen 30 und 40. Man muss kein Mathematiker sein, um auszurechnen: Die Strafe ist in Summe trotzdem 100 Millionen Dollar, denn McLaren bekommt das Geld f?r den Konstrukteurspokal nicht. Das ist die h?chste Strafe, die es je in der Formel 1 gegeben hat. Tyrrell wurde 1984 einmal komplett ausgeschlossen, weil man mit Bleikugeln im Tank mit dem Gewicht betrogen hatte.
Die Strafen beziehen sich zun?chst nur auf die Saison 2007. Der Weltrat drohte McLaren jedoch an, dass der Rennstall eine komplette Dokumentation des 2008er Autos vorlegen m?sse. Erst wenn sich dann herausstellt, dass keine Komponente von den bei Chefdesigner Mike Coughlan gefundenen Dokumenten abgeleitet ist, bekommen die Silberpfeile gr?nes Licht f?r 2008. Da die FIA schon bei dem aktuellen McLaren MP4-22 keine ?bereinstimmung gefunden hat, ist das f?r den 2008er McLaren auch kaum anzunehmen.
Die einzig gute Nachricht ist: Die Fahrer behalten die Punkte und k?nnen weiter um den WM-Titel k?mpfen. Die FIA begr?ndete den Schritt damit, dass die Fahrer mit ihren Aussagen zur Aufkl?rung des Falles beigetragen h?tten. "Wir haben ihnen daf?r Immunit?t zugesichert", hie? es.
Ferrari ist kampflos Weltmeister
Ferrari ist mit diesem Urteil freilich automatisch und kampflos Team-Weltmeister, was sich auch in der Auszahlung der TV- und Antrittsgelder aus Ecclestones Klingelbeutel niederschlagen wird. Ein doppelter Sieg sozusagen. Felipe Massa und Kimi R?ikk?nen haben noch vier Rennen Zeit ihre McLaren-Konkurrenten Lewis Hamilton und Fernando Alonso auf der Strecke einzuholen. Massa R?ckstand auf WM-Spitzenreiter Hamilton betr?gt 23 Punkte, R?ikk?nen 18 Z?hler.
Mit dem Urteil hat der FIA-Weltrat versucht, es allen Parteien Recht zu machen. Zirkusdirektor Bernie Ecclestone kann sich auf ein spannendes Finale freuen. Das hei?t: Die TV-Quoten bleiben hoch. Ferrari hat mit dem Urteil sein Gesicht gewahrt. Zuletzt haben sich Ger?chte verdichtet, dass das Schicksal von Rennleiter Jean Todt von der Entscheidung des Weltrates abh?ngt. So hat der Franzose wenigstens einen Teilsieg erreicht. Hamilton und Alonso gehen unbeschadet aus der Aff?re hervor. Sie trifft keine Schuld.
Haug: "Ein Schock f?r das Team"
Ob das Urteil f?r McLaren-Mercedes gerecht ist, steht auf einem anderen Blatt. Prozessbeobachter behaupten, dass die sogenannten neuen Beweise (E-Mail Verkehr der Fahrer, Auflistung der Telefongespr?che zwischen Nigel Stepney und Mike Coughlan) nicht ausreichen, um so eine Strafe auszusprechen. Ein Teammitglied urteilte: "Wir haben heute nichts Neues gelernt. Man bewegt sich weiter im Bereich von Vermutungen." Den Verlust des Geldes mag McLaren-Mercedes verschmerzen. Der Rennstall gibt pro Jahr eine Summe jenseits von 300 Millionen Dollar aus. Frank Williams gibt zu bedenken: "Ein Team wie Spyker lebt von so einer Summe eine Saison."
Mercedes-Sportchef Norbert Haug zeigte sich ersch?ttert: "Dieses Urteil ist ein Schock f?r alle im Team und wie die Reaktionen der Medien und der Formel 1-Anh?nger zeigen auch f?r weite Teile au?erhalb. Wir k?mpfen jetzt erst recht mit aller Entschiedenheit auf der Rennstrecke, um Antworten zu geben wie zuletzt in Monza und neben der Rennstrecke vor Gericht, um Gerechtigkeit zu finden." Mit anderen Worten: McLaren geht in Berufung. Ob parallel auch eine Zivilklage gegen die FIA angestrengt wird, dar?ber soll in den n?chsten Tagen entschieden werden. Es ginge dann um eine Schadensersatzklage in dreistelliger Millionenh?he.
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