Nicht nur die Stille ist gespenstisch: Zwei Stunden dauernder, genussreicher Einblick in die moderne Produktion
Fertigung von Mercedes-Benz-Automobilen
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Besten Dank für diesen interessanten Einblick in die Produktionsstraßen unserer Fahrzeuge! Genau Das hatte ich bei meinem sechsmonatigen Aufenthalt zur Diplomarbeitsanfertigung in M bei BMW vermißt. Es gab eine zweistündige Überblickseinführung und den Ausweis, ansonsten nur das große Büro im FIZ und kleine Ausflüge zu Prüfständen, Testfahrten und Smalltalk mit den Designern am Aschenbecher draußen, die zentral im Innenhof logierten und wie ich zu den Wenigen gehörten, die mit dem Rad oder zu Fuß kamen…
Bin gespannt, ob es auch Bilder aus der Motorenfertigung gibt. Hatte ich bei meinem CNC-Steuerungsbeitrag erwähnt, dass meine letzten Tätigkeiten 1989 im DDR-Heckertwerk die Sonderanfertigung von zwei Spanntischen für ein Bearbeitungszentrum CW1250 für MB Untertürckheim oder Sindelfingen war? (Stand auf der original Zeichnung von Benz) Wäre ein Ding, wenn ich das nochmal wiedersehe.
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Gerade habe ich mir noch einmal einen Ausschnitt aus dem Video angesehen. Da frage ich mich als technischer Volllaie schon, was aufwändiger ist, die Konstruktion eines neuen Fahrzeugs oder aber die Konstruktion der zugehörigen, hocheffizienten Produktionsstraße.
Geradezu aberwitzig scheint dagegen die Produktion eines nur allzu bekannten Fahrzeugs zu sein, das bis 1990 so in Portugal gebaut wurde. Trotz entsprechender Musik handelt es sich nicht um eine Satiresendung! Das YouTube-Video dauert nur 9:25 Minuten.
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Ja, so ähnlich wurde auch bis 90 der Trabant gefertigt.. auf dem Stand der 60er Jahre mit Teilautomatisierung aber viel Handarbeit und wenig Arbeitsschutz.
Gerade die Sprühlackierung mit den Robotern im Benz-Video wirkt gespenstisch echt, die Automatisierungstechnik und die Kuka-Robotik ist in der Entwicklung auf ähnlichem Niveau wie die KFZ-Entwicklung. Früher, bis Ende der 80er,wurden an die 100 Prototypen einer Serie gebaut, gecrasht, verbessert etc berichtete mir der Abteilungsleiter beim FIZ. Die computergestützte Fertigung erlaubte dann bereits Mitte der 90er die Komplettetwicklung eines PKW im Rechner. Strukturdynamische Analysen, Crash, Fatique, Packaging… all Das gibt es als Simulationscodes, so daß nur noch bis zu einem Dutzend Prototypen in echt gebaut werden und nach drei Jahren eine Neuentwicklung in die Produktionsprozesse eingegliedert oder ganze Prozessstraßen -bzw Komponenten und heute modulare Baukästen entwickelt werden.
Generell treibt aber die KFZ R&D die Zulieferer und die Fertigungslogistikproduzenten. Die kognitive Psychologie meint, 3% erfinden und konstruieren Maschinen, 15% warten und reparieren Maschinen, der Rest arbeitet an und mit Maschinen. Die Entwicklungsabteilungen haben viel Budget auch für exotische Dinge.. mit mir war jemand da, der drei Jahre lang Klebeverbindungen Glas/Metall (Front/Heckscheiben) untersuchte und darüber promovierte, ein Anderer forschte ausschließlich mit numerischen Methoden für den Geräuschkomfort die Schwingungsphänomäne der dynamisch erregten Bremsscheibe (Rubbeln, Knarzen, Quietschen), wieder Andere befaßten sich mit Wasserlacken.. Alles Dinge, die heute Standard sind.
Was nicht gelang, war die damalige interne Vorgabe, mit der Gesamtfahrzeugmasse wieder unter 1000kg zu kommen (weil Audi seinerzeit mit der Alukarosserie in der Richtung davonfuhr..)
Generell gibt der Film aber auch eine Ahnung, was das Ende der Automobilproduktion oder auch nur die Transformation zu Auftragsfertigern für irgendwelche TechUps aus den USA oder China bedeuten würde… was da an so einen Werkskomplex täglich an tausenden Komponenten, Sitzen, Cockpits, Einbauten, Kesselwagen voller Farben, Öle etc geliefert wird, ist enorm!
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Damals gab es ja selbst bei Mercedes mMn keinen optimalen Arbeitsschutz, wie im folgenden Film aus dem Jahr 1970 ersichtlich ist, wo irgendetwas Chemisches ohne Atemschutz auf die Karosserie gespritzt wird (bei Laufzeit 5:20 Minuten).
Generell finde ich den Blick in die Produktion der S-Klasse W116 vor mehr als einem halben Jahrhundert interessant: YouTube-Video (knapp 17 Minuten)
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Zitat
Da frage ich mich als technischer Volllaie schon, was aufwändiger ist, die Konstruktion eines neuen Fahrzeugs oder aber die Konstruktion der zugehörigen, hocheffizienten Produktionsstraße.
Die Frage ist durchaus berechtigt.
Ich durfte schon mehre Produktionsstätten anschauen. (FIAT, Lancia, BMW, Mercedes)
In den 80er Jahren bekam ich einen tollen Einblick bei FIAT in das Werk Mirafiori.
Das war damals eines der modernsten Autowerke in Europa wo schon recht viele Roboter den Menschen ersetzte.
Schon damals war das beeindruckendste die ganze Lackiererei. Für mich fast unfassbar, dass da ein weisses Auto lackiert wird und ein paar Meter dahinter ein schwarzes, ohne dass da Farbpartikel usw. auf das andere Auto kam.
Da gab es Produktionsleute in blauer, grauer und grüner Arbeitskleider. Wo bei der eine der Chef vom anderen war usw.
Fand ich noch lustig.
Bei BMW gab es auch noch Bier in den Pausen, undenkbar heute.
Mercedes war natürlich ein Highlight die Designo Abteilung. Da kann man sehen, was mit Geld alles möglich ist beim gestalten des Innenraumes.
Leider gibt es auch viele Nachteile in der modernen Produktion, Problem wo dann die Werkstatt nur sehr sehr mühsam reparieren muss. Meiner Meinung nach merkt man heute sehr gut, dass viele Ingenieure nie real mit den Händen arbeiten mussten. Viele habe bis zum Ende ihres Studiums nie ein Werkzeug in der Hand.
Ein Mechaniker bedankt sich dann, wenn er eine Glühbirne auswechseln muss. Geht nur bei ausgebauten Scheinwerfer, den bekommt man erst raus wenn die Stossstange weg ist und diese wiederum erst wenn der Innen Kotflügel weg ist.
Ähnliches hatte ich vor bald 35 Jahre noch als Mechaniker erlebt. Um ein Armaturenbrett auszubauen musste die Frontscheibe raus und Beifahrertüre abgebaut werden. Anders war es nicht möglich das ganze Teil auszubauen.
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Ein Mechaniker bedankt sich dann, wenn er eine Glühbirne auswechseln muss. Geht nur bei ausgebauten Scheinwerfer, den bekommt man erst raus wenn die Stossstange weg ist und diese wiederum erst wenn der Innen Kotflügel weg ist.
Ähnliches hatte ich vor bald 35 Jahre noch als Mechaniker erlebt. Um ein Armaturenbrett auszubauen musste die Frontscheibe raus und Beifahrertüre abgebaut werden. Anders war es nicht möglich das ganze Teil auszubauen.Immerhin kommen die Kunden so zwangsläufig in die Werkstatt, wo sie viel Geld lassen müssen. Eigentlich ist das ein Grund zur Freude, selbstverständlich nur für die Werkstatt. Deshalb glaube ich, dass dies voll und ganz beabsichtigt ist.
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