Ein sch?ner Bericht ?ber ein "sch?nes" Auto.
Quelle: Die presse.com vom 29.Januar 2005:
"Test: Lange Gesichter aus der E-Klasse. Gekonntes Hinwegsehen aus dem Jaguar (um dann doch die Linie zu mustern, wenn es der Fahrer nicht mehr registriert). Neugier aus der S-Klasse. Wer m?chte, kann den lieben langen Tag Charakterstudien ?ber Autobesitzer erstellen, Thema: Reflexionen auf den CLS. Mercedes hat mit diesem Wurf zwischen Limousine und Coup? einen Nerv getroffen. Das Thema ist Sch?nheit, und es kommt an ungewohnter Stelle: aus der technischen Basis der E-Klasse heraus, die stilistisch zwar m?ngelfrei ist, aber schon auch ein sehr gutes Taxi abgibt.
Unerh?rt dagegen nimmt sich der Glamour aus, den der CLS verstr?mt. W?hrend die Scheinwerfer Zukunftsattribute des Mercedes-Designs vertreten (in Richtung kommender S-Klasse), wirkt bei der Heckpartie die pure Lust am Schwung, am reichhaltigen Abgang. So t?nzelt man aus der N?chternheit einer Modellreihe und versichert sich nebenbei der eigenen Kernkompetenz: das stattlich-repr?sentative Auto in eleganter Haltung mit dynamischem Unterbau. Oder so.
Der CLS empf?ngt den Fahrer mit einem Interieur der warmen T?ne, ein wohltuend analoges Ambiente aus Holzvert?felung, gedimmten Lichtquellen und ansprechender Polsterung. Auf Gimmicks der Luxusklasse, wie das automatische Heranschwenken der Lenks?ule beim Z?ndschl?sselanstecken, wurde verzichtet. So dick wollen wir auch bei t?glicher F?nfhaubenk?che nie werden. Rares Gl?ck einer Sitzposition: Zur?cklehnen und Kontrollieren in einer Figur. Statt einer radikalen L?sung wie i-Drive bei BMW erlaubt sich Mercedes Kn?pfe im Cockpit. Grunds?tzlich wurde die Steuerung zwischen Lenkrad (Hi-Fi, Bordcomputer) und Mittelkonsole (Klima, Navigation) aufgeteilt.
Die Art und Weise, wie sich der CLS in Bewegung setzt und wie er auf den letzten Metern vor der Kreuzung zum Stehen kommt, ist ?essential Mercedes?: eine Kinematik der Geschmeidigkeit. Die Lenkung schwenkt wie intuitiv in den gew?nschten Einschlag, dabei ertappt man sich nicht nur in der Stadt beim Einfingerlenken. Abrupte Richtungswechsel provozieren hohe Servokr?fte; auf dem ganz sportlichen Feld w?rde man einen 5er-BMW h?flich passieren lassen. Beh?big ist der CLS in keinem Augenblick.
Der 3,5-l-Sechszylinder ist als gr??ter nat?rlicher Feind des 500er-Achtzylinders korrekt beschrieben. Die Siebengangautomatik ist ein Verb?ndeter des Motors, sie hat beh?nde die jeweils passende Schaltstufe parat, um Punch und Durchzug optimal auszuspielen. Mehr Zylinder, mehr Leistung? Dar?ber w?re h?chstens bei Vollbelegung zu diskutieren. Wer sich zu einem Statement gegen starke BMW gen?tigt f?hlt, h?tte die Wahl einer AMG-Version (476 PS). Das hie?e Verzicht auf eine Kerndisziplin des 350ers, seine Effizienz. Flott unterwegs, mit hohem Stadtanteil, pendelt man sich bei etwas ?ber 12 l ein. In jedem Fall f?hrt man ?ber 500 km mit einer Tankf?llung, f?r Menschen ohne Geldsorgen oft die wichtigere Information (es hilft ein 80-l-Tank). Preislich liegt unser Testwagen im richtigen Leben, denn auf keines der Extras m?chte man verzichten: Leder, Parktronic, Navigation, Schiebedach, Sitzheizung; und ein CD-Wechsler, der aus der Mittelkonsole heraus gleitet wie das Geheimfach einer Tempelritterschatulle ? Motto: mit freundlichem Schliff gegen die Rauheit der Welt.
FAZIT. Nach Miniautos und Vans wieder ein Mercedes ganz nah am Herzen der Marke. Der 3,5-l-Sechszylinder ist erste Wahl; Top: die Ausgestaltung des Innenraums."